Montagmorgen, 10 Uhr: Im Foyer des JOIN treffen die Teilnehmer*innen des Workshops ein – zumindest diejenigen, die es trotz des Sturms Sabine rechtzeitig nach Stuttgart geschafft haben. Eine international gemischte Gruppe aus Stuttgart, München, Brüssel, Aix-en-Provence, Lissabon, Aldeburgh und Hong Kong wird sich in den nächsten sechs Tagen – angeleitet und unterstützt von der künstlerischen Leiterin des JOIN, Elena Tzavara, der Münchner Dramaturgin und Theaterwissenschaftlerin Dr. Christiane Plank-Baldauf sowie Prof. Martin Schüttler aus Stuttgart – mit praktischen Fragen beschäftigen, die sich aus der Digitalisierung für das Musiktheater stellen. Was heißt „Digitalisierung" für Regie, Bühnenbild, Dramaturgie oder die Komposition? Wie lassen sich Erzählstrukturen neuer Medien auf das Musiktheater übertragen? Wie können elektronische Klangerzeugung und virtual reality mit der sinnlichen Wirklichkeit des Theaters verknüpft werden?
In den folgenden Tagen formieren sich drei Gruppen, die sich dem Thema aus höchst unterschiedlichen Perspektiven nähern. Für viele Teilnehmer*innen ist die Arbeit in einem offenen Entwicklungsprozess eine neue Erfahrung, die andere Arbeits- und Denkweisen eröffnet sowie den Beteiligten unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen vermittelt. Kollektives Arbeiten heißt auch klare Aufgaben zu verteilen und gleichzeitig im richtigen Moment die eigene künstlerische Erfahrung einzubringen. Am Ende des Workshops steht ein öffentliches Zeigen 15-minütiger Try-Outs auf der Bühne des JOIN, in denen die Vielfalt der Handschriften deutlich wird. Von einer Adaption eines unbekannten Grimm-Märchens, die mit Mitteln des Films und einer Soundperformance nach einer „wahren" Versionen der Geschichte sucht (Wie Kinder Schlachten gespielt haben), über eine Ausstellungsinstallation, die sich visuell und klanglich auf die Suche nach einer ausgestorbenen Bananensorte begibt (Museum of the last unicorn), bis hin zu einer Rauminstallation, die sich dem Verhältnis von Sehen und Beobachten, von Zuhören und Verfremden nähert (ZERO_ONE).
Trotz des unterschiedlichen Einsatzes neuer Medien, Elektrosounds und der Überprüfung neuer Erzählstrukturen und -formen haben alle Teilnehmer*innen die analogen Möglichkeiten des Musiktheaters keineswegs vernachlässigt. Die sinnlichen Ausdrucksmittel der Theaterbühne – dies ist eine zentrale Erkenntnis dieses Workshops - werden weiterhin in der praktischen Arbeit der jungen Künstler*innen einen wichtigen Stellenwert haben.
Dozent*innen: Elena Tzavara (Regisseurin und Künstlerische Leitung JOiN Stuttgart), PD Dr. Christiane Plank-Baldauf (Dramaturgin, Musikwissenschaftlerin und Lehrende der Dramaturgie an der Theaterakademie August Everding und Ludwig-Maximilians-Universität München), Prof. Martin Schüttler (Komponist und Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart)
Teilnehmer*innen: Franziska Angerer, Theaterakademie August Everding München, Olga Paliakova, Opéra de la Monnaie (Regie); Julia Maschke und Talisa Walser, Theaterakademie August Everding, Gareth Mattey, Snape Maltings Aldeburgh (Dramaturgie); Eugene Alexander Birman, Calouste Gulbenkian Foundation, Philipp Mayer, Hochschule für Musik und Theater Stuttgart, Luís Salgueiro, Calouste Gulbenkian Foundation (Komposition); Alexander McCargar, Festival d´Aix-en-Provence (Bühnenbild) sowie Diatra Zulaika (Mezzosopran), Mark Lorenz Kysela (Saxophon), Markus Hein (Klavier)
Einen Einblick in die Ergebnisse der Woche liefert dieser kurze Trailer:
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