Der gebürtige Münchner studierte Klavier, Musikpädagogik und Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater München, bevor er nach Stationen als Solorepetitor und Musikdirektor zwischen 1993 und 2000 als Direktor der Bayerischen Staatsoper tätig war. Zwischen 2003 und 2010 war er Intendant der Semperoper Dresden.
Der Bayerischen Theaterakademie August Everding blieb Uecker stets verbunden. Seit 2002 war er mit freiem Dienstvertrag an der Theaterakademie tätig und gab Workshops im Rahmen des European Network of Opera Academies - enoa sowie Vorsingtrainigs für unsere Studierenden.
Gerne erinnern wir uns an diese Zeiten zurück und bewahren Gerd Uecker ein ehrendes und lebendiges Andenken.
1993. Die erste Unterrichtswoche an der neuen Bayerischen Theaterakademie. Es war ein Mittwoch, ich kann mich sehr genau erinnern.
Wir neu aufgenommenen Regiestudenten saßen im Unterrichtsraum 1.25 und warteten auf die angekündigte Vorlesung. Es hieß einfach Vorlesung – Schrägstrich – Gerd Uecker. Keiner von uns wusste, wer er war. Plötzlich kam Professor Everding mit ihm herein und stellte uns den Operndirektor der Bayerischen Staatsoper Gerd Uecker vor. Er hatte einen etwas altmodischen, karierten Anzug an, goldglänzende Manschettenknöpfe, wie es sich gehört, doch dazu eine lustige Krawatte mit Mickey-Mäuschen und anderen Disney-Figuren.
Er hat uns höflich begrüßt, legte sorgfältig seine Armbanduhr auf den Tisch, damit er sich immer wieder kontrollieren konnte, die Vorlesung pünktlich zu beenden, öffnete seine Notizen und begann ein geistiges Abenteuer, das über Jahrzehnte bis heute andauert. Schon während dieser ersten Vorlesungsserie betrachtete er die musikalische Dramaturgie von Giuseppe Verdi im Vergleich zu den postmodernen Gemälden von Roy Lichtenstein. Was kann man dazu sagen? Wir sind vom Stuhl gefallen. Seine musikphilosophische Genauigkeit, seine außerordentlich vielseitigen Kenntnisse über die ästhetischen Universen, seine breite Bildung und sein geistiges Format hat uns alle zutiefst beeindruckt. Zu den höchstspannenden Themen und Gedanken zwinkerten uns ermutigend die lustigen Krawatten zu, Woche für Woche mit anderen Mustern – mal mit kleinen Autos, Sahnetorten, Spiegeleiern, farbigen Luftballons oder Comic-Figuren, aber auch mit Reproduktionen zeitgenössischer Bildhauer. Er war ein sehr humorvoller Mensch.
Ich kannte und kenne niemanden, der Welten so spannend miteinander verbinden konnte wie er. Ein feiner Mensch der Renaissance, geprägt von Kultiviertheit und mit einer überwältigend großen, warmen Menschlichkeit. Ein wahrer Humanist. Die väterliche Freundschaft, die mich mit ihm über 30 Jahre verbunden hat, bestimmte mein Leben und Denken und hat mich unwiderruflich geprägt und geehrt.
– Prof. Balázs Kovalik, Leiter Studiengang Musiktheater/Operngesang und selbst Absolvent der Bayerischen Theaterakademie August Everding