Anfang März war die Freude groß, als wir in München in den Zug stiegen und losfuhren nach Frankreich. Eine Woche in Paris wartete auf uns. Gemeinsam mit etwa 35 anderen StudentInnen aus Glasgow, Montreal, Paris, Warschau, Ludwigsburg, Salzburg und Hannover lag eine Woche Turbo-Workshop am Conservatoire nationale supérieur d'art dramatique vor uns. Ziel war es, in fünf Tagen eine halbstündige Show im Rahmen der Multilingualität auf die Bühne zu bringen. Das Projekt wurde von drei Regiestudentinnen aus Paris und einem Regiestudent aus Montreal geleitet. Aus Montreal waren außerdem vier Autoren dabei, die uns am ersten Tag ihre Texte vorstellten sowie eine Bühnenbildnerin und ein Ton- und Lichttechniker.
Wir SchauspielerInnen teilten uns in kleine Gruppen ein und begannen an eigenen Ideen oder an den Texten der Autoren zu den Themen Missverständnisse, Gruppendynamik, European sadness usw. zu arbeiten. Die Mehrsprachigkeit stand dabei im Mittelpunkt, was auch im Probenprozess deutlich sicht- und vor allem hörbar wurde. Meistens sprachen wir auf englisch, manchmal auf französisch, jeder mit seinem eigenen Akzent. Sich nicht in seiner eigenen Muttersprache ausdrücken zu können, erforderte oft viel Geduld, führte aber auch zu lustigen Missverständnissen und brachte die Gruppe näher zusammen. Es war schön, wie jedeR innerhalb dieser Woche einige Hemmungen gegenüber einer Fremdsprache ablegen konnte und einfach lossprach und versuchte, sich auszudrücken. Und meistens verstanden auch alle, was gemeint war.
Jeder Tag begann mit einem Warm-Up einer anderen Schule. Dadurch lernten wir die unterschiedlichen Arbeitsweisen an den verschiedenen Schauspielschulen kennen. Gegen Ende der Woche fügten wir die entstandenen kleineren Szenen zu einem großen Ganzen zusammen. Dazu gehörte am Ende ein Text von einer Autorin aus Montreal, bei dem nur über das Wetter gesprochen wurde. Jeder sprach in einer für sie/ihn fremden Sprache. Dabei setzten wir alle Sprachen ein, die von jemandem aus der Gruppe gesprochen wurde (Englisch, Französisch, Deutsch, Polnisch, Norwegisch, Arabisch, Türkisch, Spanisch und Portugiesisch) und brachten einander gegenseitig die Sätze bei. Am Samstag führten wir unser Endprodukt in dem schönen Theater des Conservatoires auf.
Rückblickend gesehen, war diese Woche in Paris ein Schulen verbindendes Projekt, das uns ermöglichte, andere Arbeitsweisen kennenzulernen, mit verschiedenen Sprachen zu spielen, Kontakte zu knüpfen und vor allem eine tolle Zeit mit wunderbaren Leuten zu verbringen. Vor allem der Probenprozess bleibt in Erinnerung, weil jedeR ihren/seinen eigenen Weg zur Kommunikation finden musste.
Eine sehr bereichernde Erfahrung für alle Beteiligten, die durch das leckere Baguette und den guten Wein noch besser wurde!