Der Studiengang Musical der Theaterakademie August Everding stellt in den nächsten zwei Monaten Big Fish, ein Musical von Andrew Lippa und John August, auf die Bühne. Das Produktionsteam, die technischen Abteilungen und die Darsteller treffen sich deshalb etwa zwei Monate vor der Premiere und verständigen sich über ihre Vorstellungen von der Inszenierung.
Nachdem die ersten Kommunikationsschwierigkeiten geklärt sind (Rechts der Isar ist kein Münchner Idiom für Abwesenheit, sondern die Bezeichnung eines hiesigen Krankenhauses), entführt uns der Regisseur Andreas Gergen in die Welt des Big Fish, also in die Geschichte Edward Blooms, der die Imagination der Realität vorzieht und für seine farbenreichen Erzählungen lebt. Edward Bloom, der große Fisch in einem kleinen Teich, ist ein leidenschaftlicher Erzähler, er vermischt Realität und Fantasie, hat unzählige Anekdoten, Witze und Schwänke auf Lager – und treibt damit seinen pragmatischen Sohn Will an den Rande des Wahnsinns. Denn was kann dieser noch glauben, wenn er immer mit einem Konglomerat aus Wahrheit und Fantasie konfrontiert wird? Kennt er den eigenen Vater eigentlich? Und was macht diesen aus? Sind es die reinen Fakten, oder sind es nicht vielmehr seine Geschichten, die ihn zu dem Menschen machen, der er ist?
In dem Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Lebenshaltungen entspinnt sich der Konflikt des Musicals, eine komisch-dramatische Suche nach der wahren Geschichte des Vaters und der eigenen Identität des Sohns. Eine Suche, in der Realitäts- und Fantasieebene immer wieder verschmelzen, ineinander übergehen und sich voneinander distanzieren.
Ähnlich wie die Geschichte einige Schwierigkeiten für Will bereithält, stellt sie auch eine Herausforderung für die Umsetzung auf der Bühne dar. Denn wie können die unterschiedlichen Ebenen dargestellt und voneinander abgesetzt werden?
Andreas Gergen und sein Produktionsteam wollen hier mit unterschiedlichen Farbwelten arbeiten. Der zeitlos gehaltenen Gegenwart werden bunte Fantasiewelten - entworfen von der Kostümbildnerin Ulli Kremer und dem Bühnenbildner Sam Madwar - entwachsen, das einfache Bühnenbild wird durch aufwändige Projektionen, die im wahrsten Sinne des Wortes für Edwards bemerkenswerte Imaginationskraft stehen, erweitert werden.
Als Brückenschlag zwischen den Ebenen werden vierzehn Kisten dienen, in denen Will nach der Vergangenheit seines Vaters kramen kann und die gleich einer Blackbox bisher Ungeahntes ans Licht bringen werden. Sie sind der fantastische Katalysator der Geschichte, vermitteln zwischen Realitäts- und Fantasieebene und verhelfen der Novelle mythischen Ausmaßes – so der Untertitel des zugrundeliegenden Texts von David Wallace – zu ihrer bildhaften Ausdruckskraft.
Andreas Gergen wird bei seiner Inszenierung von Big Fish also tief in die Trickkiste greifen. Von mitreißenden Steppnummern über ausgeflippte Choreografien (Danny Costello) bis hin zu artistischen Einlagen (David Pereira Nieto) wird alles geboten. Eines kann also bereits versprochen werden: es wird bunt, schrill und aufregend!
Überzeugen Sie sich selbst ab 10. November im Großen Haus im Prinzregententheater!