Wir sitzen im dunklen Zuschauerraum der Reaktorhalle. Jaeil singt die letzte Note seines Schubert-Liedes und verharrt danach reglos auf der Bühne. Für einen Moment scheint die Welt den Atem anzuhalten und wir wagen nicht, uns zu rühren. Doch etwas dringt an unser Ohr, gleichförmig und dröhnend laut in der Stille: Die Scheinwerfer. Sie surren. Nico unterbricht die Probe, bespricht das Problem mit den Technikern. Eine Diskussion entsteht, und der Raum füllt sich mit Stimmen. Ich merke, dass mein Körper sich entspannt. Seltsam, dass das gerade jetzt passiert – in der Hektik, in der Aufregung, in der Unruhe. Wann habe ich verlernt, mit Stille umzugehen? Warum fühlt sich Unruhe viel natürlicher als Ruhe an? Ich will mich mit diesen Fragen nicht auseinandersetzen, mische mich in die Diskussion. Nach kurzer Zeit geht die Probe weiter, und wir sitzen wieder im dunklen Zuschauerraum der Reaktorhalle. Die Scheinwerfer surren immer noch. Ich sitze da, und die letzten paar Minuten hallen nach in meinem Kopf. Am Montag ist Premiere. Werden wir bis dahin Ruhe finden? Oder ist es gerade die Anspannung, die uns am Leben erhält?