Prof. Dr. Dieter Frey ist Leiter des Centers for Leadership and People Management an der LMU München, das für die Verbindung von Exzellenz und Wertschätzung in Führung, Zusammenarbeit und Lehre steht. Das vielschichtige Kooperationsmodell Theaterakademie stieß auf das Interesse des Organisationspsychologen, dem wir für seine Einschätzungen und für seinen heutigen Beitrag in unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture ganz herzlich danken:
Liebe Studierende und liebe Lehrende der Theaterakademie August Everding,
seit Jahren bin ich begeisterter Beobachter und überdies durch verschiedene Workshops auch Begleiter Ihrer Akademie. Ich war und bin immer wieder beeindruckt von Ihren Leistungen, Ihrem Talent, Ihren Künsten auf und hinter der Bühne.
In den letzten Monaten wurde ich in meiner Rolle als Psychologe häufig gefragt, was ich in der derzeitigen Situation empfehle. Auf den Punkt gebracht, lautet meine Antwort: Respekt vor dem Virus? Ja. Aber panische Angst? Nein.
Sich selbst und andere zu schützen steht an erster Stelle, da der Respekt vor dem Virus unumgänglich ist.
Stark bleiben Sie dann, wenn Sie in all den suboptimalen Bedingungen, die das Virus für jeden von uns mit sich bringt, immer auch die Chancen und Möglichkeiten in allen Dimensionen für sich und andere sehen und ergreifen. Eine Tür geht vorläufig zu, aber viele kleine Fenster gehen auf, und überall da, wo Welten nicht veränderbar sind, rate ich Ihnen, mit Ihrer Intuition und Kreativität nach veränderbaren Welten zu suchen. Und mehr denn je stelle ich mir in der aktuellen Situation die Sinnfrage, warum und wozu ich etwas tue.
Ihnen allen drücke ich ganz fest die Daumen und glaube mit Ihnen an die Zukunft, die wir selbst in den Händen haben.
Ihr
Dieter Frey
Andrea Gronemeyer war über zehn Jahre lang Direktorin der Kinder- und Jugendtheater-Sparte Schnawwl am Nationaltheater Mannheim und gründete dort die JUNGE OPER. Seit 2017/2018 ist sie Intendantin der Schauburg in München. Der Theaterakademie ist sie verbunden unter anderem durch ihre Mitwirkung in der Jury des Klaus-Zehelein-Preises 2019. Heute schreibt sie in unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture:
Liebe Kolleg*innen in spe,
Theater sind keine sicheren Orte. Weder für Künstler*innen noch fürs Publikum.
Früher kam es regelmäßig zu verheerenden Theaterbränden. Heute droht die Infektion mit einem gefährlichen Virus. Wer ins Theater geht, ist zudem nicht gefeit vor Provokationen, Beschimpfungen, künstlerischem Scheitern oder Langeweile. Wer ans Theater geht, wird dort selten alt. Befristete Verträge sichern keine Existenz. Und diese strukturelle Gegebenheit, die eine wichtige Basis für die künstlerische Freiheit ist, begünstigt bei schwachen Führungskräften leider auch den Missbrauch von Macht.
In der Pandemie sichern nun Regeln und Beschränkungen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Welche Reformen unserer Strukturen können dem Machtmissbrauch entgegenwirken, ohne die künstlerische Freiheit zu beschädigen? Die Spannung zwischen Freiheit und Sicherheit bringt Ambivalenzen mit sich, die wir aushalten müssen. Aber mehr als Beschränkungen nutzen Einsichten und vor allem Respekt.
Also macht Euch keine Sorgen um die Sicherheit Eurer Zukunft. Die liegt in der Freiheit der Kunst und ihrer ständigen Innovation. Ihr und Euer frischer Blick werden gebraucht, wenn wir jetzt das Theater erneuern, als Betrieb und natürlich vor allem auch als freie Kunst.
Ich freue mich auf Euch.
Andrea Gronemeyer
Intendantin Schauburg
Theater für junges Publikum der Landeshauptstadt München
10. Juli 2020
Vor zwei Jahren hat sie uns verlassen und fehlt uns immer noch: Amina N. Görsch, die in unser Mittagessen eine feine afrikanische Note gezaubert und noch im größten Stress jede Premierenfeier lässig geschmissen hat… Unvergessen ihre Auftritte bei Weihnachtsfeiern der Akademie und anderen Gelegenheiten! Heute schreibt sie uns in der Reihe #OurFriendsForTheFuture:
Liebe Theaterakademie, liebes Kantinen-Team,
meine berufliche Entdeckungsreise führte mich völlig überraschend von Berlin zu Euch nach München und ans Theater. Fünf Jahre lang haben wir zusammen malocht, gekocht, gegessen, gefeiert, geweint, gelacht und Spaß gehabt. Mein Highlight an der Akademie war, in Till Kleine-Möllers Inszenierung von DER TEUFEL AUF ERDEN den weiblichen Satanas zu spielen... Ich war gerne bei Euch und hoffe, ich konnte Euch mit meiner Lebensfreude ein wenig anstecken. Es war großartig zu sehen, was die Studierenden gemeinsam mit der Technik der Theaterakademie auf die Bühne zauberten.
Und es hat mir Spaß gemacht, mit meiner Freundin Petra und meinen Kolleg*innen in der Kantine – EINER KANTINE, WIE KEINE ANDERE! – dafür zu sorgen, dass es allen gut geht.
Inzwischen lebe ich wieder mit meiner Family in der Metropole Berlin und denke in dieser verrückten Zeit ganz oft an Euch... an die Studierenden, deren Kreativität und Zuversicht grade extrem gefordert ist, um mit der Gegenwart klar zu kommen und auf die Zukunft zu bauen... an die Mitarbeiter*innen der Akademie, die versuchen trotz aller Einschränkungen eine gute Arbeitsbasis zu schaffen und ja, vor allem an meine ehemaligen Kolleg*innen, die ums Überleben der Kantine im Prinzregententheater kämpfen...!
Ich sende liebe Grüße an Petra, deren Optimismus unschlagbar ist, an Kevin, an Steffi, an die arme Anna – gute Besserung –, an Yusra und Tsegazab, liebe Grüße an die ganze Theaterakademie und an all ihre Studierenden, die ich kenne oder leider nicht mehr kennengelernt habe. Macht weiter mit Euren Künsten, erzählt Eure Geschichten, damit der Faden nicht reißt… Ich freue mich darauf, Euch bald wieder zuhören und zuschauen zu können.
Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Es ist nicht die Hand, sondern das Herz, das gibt." So eine Haltung braucht es jetzt… In diesem Sinne: Bleibt fröhlich und bleibt gesund!
Amina Namugenyi Görsch
06. Juli 2020
In den 1980er holte er das moderne Regietheater auf die Bühne der Frankfurter Oper und beeinflusste Generationen von Dramaturg*innen. Sechs Mal wurde die Staatsoper Stuttgart in den 15 Jahren seiner Intendanz „Opernhaus des Jahres". In der Reihe #OurFriendsForTheFuture begeistert sich Klaus Zehelein, Präsident der Theaterakademie 2006-2014, für die Abschlussproduktion unseres Studiengangs Schauspiel, die bis 14. Juli übrigens nochmals auf unserem YouTube-Kanal zu sehen ist:
Wir sind noch einmal davongekommen
Ja, das war das Stück des Nachkriegs-Deutschlands der fünfziger und sechziger Jahre, als sei es dafür geschrieben: Diese fast unbekümmerte Lebensbejahung, sein – trotz einiger Trübungen – zu Herzen gehender Optimismus und die überzeitliche Aktualität der amerikanischen Familie, verbunden mit der Tendenz der Konspiration mit dem Publikum.
Ja, und nun die Entscheidung für dieses Stück im Jahre 2020? Offen gesagt, das machte mich erst einmal sprachlos.
Ja, und dann die Realisierung durch den Studiengang Schauspiel der Bayerischen Theaterakademie? Kurz gesagt, sie ist absolut überzeugend!
Diese Inszenierung unterzieht das Stück einer notwendigen Revision, indem sie die Wildersche Ästhetik des Distanzierungsbemühens mit und durch das neue Medium quasi verdoppelt, damit u.a. die oft bieder pädagogischen Tendenzen des Textes eliminiert. Diese radikale Verdoppelung einer von Wilder gesuchten Distanzierung – trotz seines Versuches die Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum aufzuheben – ist kein Trick, der einzig der Notwendigkeit einer neuen Medialität geschuldet wäre, sondern ist eine bewusste Entscheidung der Produzenten für die Neulesung des Stückes, die es von der möglichen Anmaßung eines wie auch immer avisierten banalen „Welttheaters" zugunsten eines wunderbar circensischen, vielperspektifischen Spiels befreit.
Der Satz, daß Not erfinderisch mache – bei manchen während der Coronazeit entstandenen Artefakten hatte ich eher die Assoziation des Notgroschens –, scheint mir hier nur insoweit zutreffend, als das neu eroberte Medium in dieser Realisierung so präzise, so überraschend originell und äußerst komplex bearbeitet wurde, daß hier die Transformation des Wilderschen Theaters zu einer notwendig neuen Ästhetik gelungen ist.
So bleibt mir nur, der Akademie zu wünschen, dass sie sich weiterhin die wachen, scharfen und lustvollen Blicke auf die Gegenwart, die ja die Zukunft bestimmen soll, bewahren möge!
Prof. Klaus Zehelein
30. Juni 2020
Georg Kasch ist Absolvent des Studiengangs Theater-, Film- und Fernsehkritik und heute Redakteur bei nachtkritik.de in Berlin. Auch ihn hat Corona hart getroffen: Er war Jury-Mitglied des Berliner Theatertreffens, das in diesem Jahr – wie so vieles – dem Virus zum Opfer fiel. Wir freuen uns, dass Georg Kasch immer wieder mal für Keynotes oder Workshops an die Akademie zurückkehrt und heute unseren Studierenden in der Reihe #OurFriendsForTheFuture Mut zuspricht:
Liebe Studis,
als ich vor gut zehn Jahren von der Theaterakademie aus in den Beruf startete, war gerade Krise. Die Aussichten: mies, die Medien: bröckelnd, die Theaterlandschaft: bedroht. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, da jetzt raus zu müssen in die unwirtliche Arbeitslandschaft. Aber hilft ja nix: Wenn man sich für einen Beruf entschieden hat, von dem man von Anfang an weiß, dass es schwer werden wird – schwer, sich duchzusetzen und mitunter schwer, davon zu leben –, dann muss man den auch unter ungünstigen Bedingungen durchziehen.
Was immer hilft: Seid solidarisch! Unterstützt einander mit Tipps, Ausschreibungs-Links, Jobangeboten. Empfehlt einander weiter. Sprecht offen über Honorare und Arbeitsbedingungen. Engagiert Euch in den entsprechenden Netzwerken, Gewerkschaften, Arbeitskreisen. Ob Ihr eine Chance auf diesem merkwürdigen Kulturmarkt habt? Werden wir sehen. Aber ein Recht habt Ihr – auf faire Behandlung, faire Konditionen, faire Bezahlung.
Dass es bei mir nämlich ganz gut geklappt hat als freier Kulturjournalist und Theaterkritiker (Bauchlandungen und Durststrecken inklusive), hat sehr viel mit Menschen zu tun, die mir weitergeholfen, mich beraten, mit mir gestritten haben. In diesem Sinne: Bildet Banden!
Dann übersteht Ihr auch die Corona-Turbulenzen.
Herzlich,
Georg Kasch
Alumnus Theater-, Film- und Fernsehkritik
18. Juni 2020
Ute Gröbel ist nicht nur Alumna der „Everding", sondern war bis 2016 auch stellvertretende Leiterin des Master-Studiengangs Dramaturgie. Seit 4 Jahren ist sie im Leitungsteam des HochX Theater und Live Art in München. In unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture beschreibt sie die Chancen der Krise:
Liebe Studierende,
jetzt wo die Zeichen auf Wiedereröffnung stehen, fühlt es sich an, als würden wir das Theater neu erfinden. Wie stehen, gehen, tanzen, singen wir auf der Bühne? Wie heißen wir die Zuschauer*innen Willkommen, wie sprechen wir mit ihnen, wie berühren wir sie – und das trotz Sicherheitsabstand? Manchmal denke ich, dass wir die Regeln, die uns Theaterschaffenden zur Zeit auferlegt sind, nicht als Einschränkung verstehen sollten, sondern als Möglichkeit des Befragens von Theatermitteln und -konventionen. Indem wir gezwungen sind, das Eingespielte, Vertraute, das Immer-So-Gewesene hinter uns zu lassen eröffnet sich – so die Hoffnung – die Gelegenheit, Theater neu zu denken. Und wo könnte das besser passieren als an einem Ort, an dem junge Menschen immer und immer wieder aufs Neue für sich entdecken, was Theater sein kann? Und noch ein Gedanke: es gibt keinen Widerspruch zwischen dem Achtgeben auf die Gesundheit von Künstler*innen und Publikum und dem Absolutheitsanspruch der Kunst. Vielleicht erleben wir gerade eine Wiederentdeckung der Sorge um sich und den anderen, die die Art und Weise, wie wir Theater machen und leben, zum Besseren verändert – eine neue Ethik der Verwundbarkeit sozusagen. Daher mein Wunsch an euch: berührt euch, lasst euch berühren, umarmt die 1,50 Meter Abstand zwischen euch!
Herzlich,
Ute Gröbel · Künstlerische Leitung
HochX · Theater und Live Art · www.hochx.de
12. Juni 2020
Radikales Umdenken und ein komplett neuer Spielplan 20/21 ist die Antwort der Memminger Intendantin Kathrin Mädler auf schwierige Zeiten. In unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture plädiert die Dramaturgie-Absolventin der Theaterakademie für flexible Formate und verrückte Ideen:
Liebe Studierende, liebe zukünftige Kolleg*innen,
ich glaube eigentlich überhaupt nicht an die kathartische Kraft der Krise und dass Menschen besser werden, wenn man sie auf sich selbst zurückwirft, wenn man Gemeinsamkeit erschwert und Solidarität auf die Probe stellt. Ich finde eher, die Krise hat all das sichtbar gemacht, was ohnehin schon schmerzte, fehlte und unter der Oberfläche brodelte.
Was die Krise aber doch zeigt: wie sehr wir das Theater gerade jetzt brauchen. Nicht nur, dass es als Theatermacherin unerträglich ist, durch ein leeres Haus zu laufen ohne die Leidenschaft, die Energie, die Hochtourigkeit, die Verausgabung, die Theatermenschen dauernd erzeugen – ob in der Technik, in den Gewerken oder auf der Bühne. Sondern eben vor allem, um uns all dem zu nähern, was uns gerade verstört und was zutage tritt: Wer könnte besser mit dem Schmerz umgehen, mit der Komplexität der Situation, mit den neuen Emotionalitäten als das Theater? Wer könnte uns besser trösten, uns wieder zusammenbringen, uns aber auch weiter beunruhigen und nicht zur Ruhe kommen lassen als das Theater? Das Theater überlebt. Aber ich glaube, dass wir neue Formen und Formate und viele verrückte Ideen brauchen, um mit dieser gesellschaftlichen und künstlerischen Zäsur umzugehen. Und dafür brauchen wir unbedingt Sie!! Behalten Sie Mut und künstlerischen Leichtsinn.
Herzlich, Ihre Kathrin Mädler
4. Juni 2020
Während der fünfjährigen Umbauarbeiten war das Staatstheater am Gärtnerplatz mit vielen Produktionen im Prinzregententheater zu Gast, heute spricht Staatsintendant Josef E. Köpplinger unseren Studierenden in der Reihe #OurFriendsForTheFuture Mut zu:
Liebe Kolleginnen und Kollegen der nahen Zukunft!
Aber natürlich werden Sie demnächst wieder spielen, singen, darstellen. Nichts auf der Welt konnte jemals Theater und Musik verhindern, oder verstummen lassen. Höchstens pausieren.
Sie, die Sie alle das Wichtigste und Unverzichtbare erlernen, was Ihrem Talent den Nährboden gibt, das Handwerk, gehen den schönen Weg der Kunst.
Kunst ist frei!
Unsere Haltung, unser Denken, unser Mut bewahren diese Freiheit. Keiner von uns oder unserem Publikum kann die Verantwortung an der Garderobe abgeben.
Bleiben Sie phantasievoll und mutig.
Ich freue mich auf Sie, als Künstler der nahen Zukunft!
Josef Ernst Köpplinger
Staatsintendant
25. Mai 2020
Wenn jemand Networking meisterlich beherrscht, dann Anna Kleeblatt, die 2018 das Faust-Festival in München mit 235 Kooperationspartner*innen und 756 Veranstaltungen auf die Beine stellte. Seit vielen Jahren berät sie Kultureinrichtungen in den Bereichen Marketing, Sales & Service und unterrichtet u.a. an der Theaterakademie, der LMU und der Hochschule für Musik und Theater. Hier ihr Beitrag zu unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture:
Liebe Theaterakademie,
Spielraum heißt es in Eurem Markenkern als Zusammenfassung.
Spielraum… bieten normalerweise die zahlreichen Bühnen, die Ihr zur Verfügung habt mit dem wunderbaren Prinzregententheater, dem Akademietheater und der Studiobühne. Spielraum… bedeutet aber auch, sich ausprobieren und Neues erfinden, Raum für neue Ideen ermöglichen.
Die jetzigen Zeiten sind für alle Kulturschaffenden außergewöhnlich und fordern uns heraus, neue Wege zu gehen und neue Spielräume zu entdecken – auch in der Ausbildung. Wie gut, dass Ihr Euch schon so lange mit der „Zukunft des Theaters" auseinandersetzt und in der jetzigen Situation zeigt, dass man auch virtuell Premieren veranstalten kann. Bleibt mutig und gesund!
Mit herzlichen Grüßen – Eure Anna Kleeblatt
18. Mai 2020
Mit Bernd Schreiber, dem Präsidenten der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, verbindet die Theaterakademie August Everding eine enge Freundschaft – und ein Abenteuer der besonderen Art: Auf seine Initiative hin brachte der Studiengang Musiktheater/Operngesang 2018 Johann Adolph Hasses Oper ARTASERSE auf die Bühne des frisch renovierten Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth und gastierte damit anschließend in Budapest. Wir danken Bernd Schreiber für seinen Zuspruch in unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture:
Hätte es ein fiktives Drehbuch zur Corona-Krise gegeben, es hätte wohl kaum Chancen auf Umsetzung, da die weltweiten Auswirkungen zu real, zu krass und zu erdrückend gewirkt hätten. Aber jetzt sind wir schon mitten drin in dieser Realität und die Wissenschaft hält das Heft des Handelns in der Hand. Die Fakten regieren, die Menschheit und die Wirtschaft leiden und Kultur ist plötzlich gefährlich ansteckend. In dieser schweren Zeit kann man nur auf den Tag hinarbeiten, an dem jeder von Ihnen wieder sprichwörtlich in das Rampenlicht treten darf.
Nutzen Sie und wir als Bayerische Schlösserverwaltung also die Zeit, um den Menschen baldmöglichst wieder die Kultur zurückzugeben, die ihn erst zum Menschen macht. Arbeiten wir also an uns selbst, versuchen wir neue Formate zu finden und überhaupt noch besser zu werden, als wir schon sind, denn sie wird, frei nach Karl Valentin, wiederkommen – die gute alte Zeit von morgen!
Herzlichst
Ihr
Bernd Schreiber
8. Mai 2020
Rolf Bolwin war 25 Jahre lang Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins, die meiste Zeit an der Seite der beiden langjährigen Bühnenvereinspräsidenten August Everding und Klaus Zehelein. Inzwischen betreibt der dem Theater eng verbundene Jurist mit stadtpunkt-kultur das Büro für Kultur und die Künste in Bonn und unterrichtet an verschiedenen Hochschulen – darunter an der Theaterakademie August Everding und dem Mozarteum Salzburg. Heute schreibt er in unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture:
„Theater ist ein Fitnesscenter für unsere Sinne und Gefühle, ein Schlüsselloch zu unseren eigenen Geheimnissen", hat George Tabori gesagt. Deshalb werden wir das Theater vor allem brauchen, wenn der Lockdown demnächst ein Ende findet. Um zwischen einem „Weiter so" und der Suche nach dem Wiederbeginn den richtigen Weg zu ertasten. Um auszuleuchten, was wir empfinden beim Blick auf den augenblicklichen Zustand der Welt, in der wir uns neu verorten müssen. Ja, auch um uns zu unterhalten. Denn schon spüren wir diese Sehnsucht nach dem schönen zivilen Leben mit dem Plaudern im Café, dem sorglosen Flanieren durch die Straßen der Stadt, aber vor allem mit der Kunst, der Musik und dem Theater.
Für all das Gute braucht es neue Impulse von euch, die ihr jetzt für die Zukunft in der Theaterakademie ausgebildet werdet. Bleibt deshalb zuversichtlich, Theater wird wichtiger sein, als es je war.
4. Mai 2020
Brigitte und Dr. Klaus Menger zählen zu unseren treusten Freunden! Es gibt kaum eine Premiere, die sie verpassen – was für ein Glück, solche Wegbegleiter zu haben. Zudem unterstützt uns der Rotary Club Starnberg, in dessen Vorstand Klaus Menger tätig ist, regelmäßig und besonders auch in Zeiten von Corona mit Stipendien für unsere Studierenden. Wir freuen uns sehr über die Mut machenden Worte in unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture und wieder einmal spüren wir: Wir vermissen nicht nur das Theater-Machen, sondern ganz besonders auch unser Publikum!
Liebe Studierende der Theaterakademie,
wir hatten die Musik aus der Klavierprobe für die Oper A MIDSUMMER NIGHT'S DREAM von Benjamin Britten noch im Ohr und lebten in Vorfreude auf die Premiere, da mussten wir die Corona-bedingte Absage akzeptieren und litten mit allen, die an der vielversprechenden Produktion beteiligt waren. Wie wird es nun weitergehen mit geplanten künftigen Inszenierungen der Theaterakademie, das war hier die Frage?
Am Abend des 16. April gab es bei YouTube die Antwort auf die verordnete theaterlose Zeit. Wir sahen die Premiere von WIR SIND NOCH EINMAL DAVONGEKOMMEN und waren beeindruckt. Ein Stück „mit guter Unterhaltung und einer Botschaft, die man nach Hause tragen kann", wie es eingangs hieß. Wohl aus der Not geboren entstand eine sehr attraktive Inszenierung mit einer Staunen erregenden Metamorphose der schon geplanten Bühnenfassung in eine solche für das digitale Medium. Gleichsam direkt aus dem Wohnzimmer der Schauspieler heraus ins Wohnzimmer der Zuschauer. Ein (auch technisch) raffiniertes frontales Nebeneinander der Figuren bei gleichzeitigem Interagieren. Videokonferenztechnik! Ein neues Theaterformat für Bühnenpersonal, das seine Wohnung nicht verlassen soll? Wir hatten eine solche Anwendung für das Theater in dieser konsequenten Durchführung noch nicht gesehen und auch nicht für möglich gehalten.
Wir möchten deshalb die Studierenden ermuntern, in dieser oder ähnlicher Weise weiter kreativ zu sein. Der Bildschirm kann das gemeinsame Bühnenerlebnis im Zuschauerraum zwar nicht ersetzen, aber die Wartezeit verkürzen.
Also dann: Bis auf ein Wiedersehen im Akademietheater!
Herzliche Grüße
Brigitte und Dr. Klaus Menger
29. April 2020
Helga Beck verfolgt seit Jahren mit großem Interesse die Entwicklung der jungen Künstlerinnen und Künstler an unserer Akademie und engagiert sich – zur Unterstützung der Studierenden – im Vorstand der August Everding Stiftung. Wir danken ihr sehr herzlich für ihr Engagement und die aufmunternden Worte in unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture:
Liebe Studierende der Theaterakademie August Everding!
Nach dem ersten Schock des Stilllegens allen öffentlichen Lebens folgte vielleicht eine kurze Phase dumpfer Lethargie. Aber ich bin sicher, dass Sie alle recht schnell wieder die Antennen ausgefahren haben, um zu hören, was draußen passiert. Gewiss werden sich die Erfahrungen der vergangenen Wochen inhaltlich in den nächsten Aufführungen niederschlagen. Und ganz bestimmt werden Sie alle sich – sobald es eben geht – wieder hochmotiviert an die Arbeit machen. Darauf und auf unser Wiedersehen in der Theaterakademie freue ich mich sehr!
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Helga Beck
24. April 2020
Seit vielen Jahren unterstützt Lo Eitle mit ihrer Stiftung die Studierenden der Theaterakademie August Everding. 2015 rief sie zur Förderung angehender Dramaturginnen und Dramaturgen den Klaus Zehelein Preis ins Leben. Heute beschreibt sie in unserer Reihe #OurFriendsForTheFuture, wie sehr sie das Theater in Zeiten von Corona vermisst:
Der 9. März 2020 wird mir unvergessen bleiben. Wir durften die Klavierprobe eines Akts aus A MIDSUMMER NIGHT'S DREAM erleben mit einem wunderbar jungen Sängerteam und einem hinreißenden Bühnenbild, wie es poetischer nicht hätte gestaltet sein können. Jeder freute sich auf den 18. März der Premiere.
Dann kam der 11. März, der Shutdown. Alles wurde abgesagt, so dass der 9. März die letzte Begegnung mit Oper, Theater und Konzert für lange Zeit wurde.
Die Trauer darüber ist unermesslich für alle.
Doch wie heißt es so schön bei Shakespeare: „Wenn Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter!" Dass es bald soweit ist, wünsche ich dem gesamten Team der Theaterakademie, Lehrenden und Studierenden.
Mögen Sie alle gesund bleiben und uns am Ende wieder mit beglückenden Theater-Erlebnissen beschenken.
19. April 2020
Auch bzw. gerade in Zeiten von Corona verlieren wir nicht den Glauben an die Wichtigkeit eines grenzüberschreitenden Denkens und Handelns und können es nicht erwarten, dass unsere internationalen Projekte wieder Fahrt aufnehmen. Der in Hong Kong lebende Komponist Eugene Birman, der im Februar an unserem Workshop „Real art for real people" im Rahmen von enoa (european network of opera academies) teilgenommen hat, schickt uns aufmunternden Grüße:
To the Theaterakademie August Everding community:
The incredible spirit, artistry, and the relevance of all that you do as artists is one of the true constants in our societies. When we cannot perform, produce, or direct in the current pandemic, we can only look forward to the future when we can - and not only look forward, but increasingly work together beyond the national boundaries which have closed between countries and cultures to establish societies that represent our values more than before. Just as the virus makes no difference between nationality or discipline, so should our work seek to transcend differences and restore the balance that this present moment has so quickly disrupted. I have so much gratitude to the Theaterakademie for the inspiring experiences I have had working on projects both past and future; let us all come back healthy, with renewed energy and purpose to create openly and with courage. The world depends on us, too!
Many greetings from Hong Kong, Eugene A Birman
13. April 2020
Eine Woche nach dem Stillstand der Unterrichte mussten wir schweren Herzens auch unsere für Mai 2020 geplante Zukunftskonferenz absagen. Der Dramaturg Daniel Richter, der als Co-Kurator maßgeblich an der Gestaltung des Programms beteiligt war, schreibt:
Gespenstische Erinnerungen bleiben von der Einstellung des Lehr- und Spielbetriebs an der Theaterakademie August Everding. Stumme Orchesterräume, körperlose Tanzsäle und leere Probebühnen. Eine Stille, die an diesem nimmermüden Kraftzentrum des Experimentierens etwas zutiefst Beunruhigendes hat. Und doch zugleich eine flirrende Ruhe ausstrahlt. Eine Ruhe vor dem Sturm der Veränderung. Denn jede Krise birgt auch immer eine Chance auf einen Neubeginn. Reset and Reload. In diesem Sinne richte ich den Blick nach vorne und freue mich auf all das, was nach der Unterbrechung von der nächsten Generation von Theater- und Kulturschaffenden an der Theaterakademie August Everding Neues gedacht und künstlerisch geschaffen wird. Erobern wir uns die alten Räume mit neuem Denken zurück!
8. April 2020
Eine weitere Nachricht kommt von unserem langjährigen Partner und Unterstützer, Dr. Helmut Hess, Geschäftsführender Vorstand der Richard Stury Stiftung. Vielen Dank, lieber Herr Dr. Hess für Ihre aufmunternden und wertschätzenden Worte!
Liebe Studierende der Theaterakademie August Everding,
seit der Theaterbetrieb an der Akademie wegen „Corona" eingestellt wurde, ist uns umso deutlicher bewusst, wie wichtig Theater für das gesellschaftliche Sein im Allgemeinen ist und wie sehr wir Euch alle brauchen.
"Darstellende Kunst eröffnet die Möglichkeit, der Welt neu zu begegnen, um andere Perspektiven zu entdecken, als unsere Erwartungshaltungen uns suggerieren mögen", wie es Klaus Zehelein einmal so treffend formulierte. Die Aura der Präsenz ist durch nichts zu ersetzen, weder durch Videoaufzeichnung noch durch Online Formate, so sinnvoll und wichtig auch diese Medien der Vergegenwärtigung sind.
Deshalb freue ich mich schon jetzt auf Eure erneute Präsenz – hoffentlich bald – auf der Bühne. Haltet durch und bleibt gesund!
5. April 2020
Den Anfang machte Monsignore Siegfried Kneissl, der Vorsitzende der Freunde des Nationaltheaters. Vielen Dank, lieber Monsignore Kneissl! Wir freuen uns, Sie bald wieder bei uns begrüßen zu können!
Es gibt eine Definition von psychischer Gesundheit, die besagt, dass wir in unserer Seele oft zu viel von dem haben, was uns schadet und zu wenig von dem, was uns gut tut.
Ich freue mich jedes Mal, die jungen Studierenden der Theaterakademie zu erleben, die mir, meinem Geist und meiner Seele gut tun. Damit kommt immer wieder ein bisschen Gleichgewicht in meinen inneren Haushalt.
Ich wünsche es von ganzem Herzen, dass dies möglichst bald wieder so sein kann – für mich und alle Fans der Theaterakademie August Everding.