Im "Palast des Lächelns" 2.0

Im Silbersaal des Deutschen Theaters findet am Samstag etwas ganz Besonderes statt: Ein etwas anderes Musical feiert Premiere, das eigentlich bereits letztes Jahr hätte auf die Bühne kommen sollen. Seitdem hat sich vieles verändert…

Was ist neu?
Palast des Lächelns, inszeniert von Regie-Student Benjamin Truong, stand schon kurz vor der Premiere, als es im März 2020 kurzfristig, zwei Tage vorher, abgesagt werden musste. Der Grund ist uns allen bekannt. Erfreuliche Nachrichten gab es trotzdem: Die Produktion soll eine Spielzeit später auf die Bühne des Silbersaals gebracht werden!

2021 haben sich aber nicht nur die Termine, sondern auch der Cast geändert. Ursprünglich besetzt mit dem 4. Jahrgang Musical, der kürzlich seinen Abschluss gemacht hat, ist nun der nächste Jahrgang nachgerückt. Die Darsteller*innen Marco Beck, Manuel Grabowski, Larissa Hartmann, Vanessa Heinz, Jacob Hetzner, Julia Taschler und Klaudia Zajac dürfen in die Rollen der Archäolog*innen schlüpfen, die uns mit auf eine Reise durch die Geschichte des Deutschen Theaters nehmen.

Das Besondere am diesjährigen Palast des Lächelns ist, dass die Stückentwicklung noch einmal neu aufgerollt und nicht nur reproduziert wurde. „Weil wir Stückentwicklungen auch immer zusammen mit den Darsteller*innen erarbeiten, hätte es sich falsch angefühlt, die Rollen einfach umzubesetzen", sagt die Dramaturgin Katharina Engel. Daher wurde auch die Handlung ein wenig abgeändert: Die neue Truppe setzt nun den Auftrag ihrer Vorgänger*innen fort.

Was ist das Besondere an dieser Masterclass?
Die „Masterclass im Silbersaal" des Studiengangs Musical findet jährlich in Kooperation mit dem Deutschen Theater statt und ist für die Studierenden eine Prüfungsleistung. Eine eigene Stückentwicklung ist im Musical-Bereich jedoch eher selten, und dass ein Regie-Student der Theaterakademie die Masterclass inszeniert, ist ganz neu.

Der Regisseur ist selbstverständlich der gleiche geblieben: Benjamin Truong studiert mittlerweile im 1. Master-Jahrgang. Weil seine Arbeiten sehr musikalisch sind, wurde er direkt von Studiengangleiterin Prof. Marianne Larsen für das Projekt angefragt. Die Dramaturgie übernimmt ebenfalls keine Unbekannte des Hauses: Katharina Engel studierte während der Probenzeit 2020 Dramaturgie an der Theaterakademie, mittlerweile hat sie ihren Abschluss in der Tasche, betreut das Stück aber weiterhin.

Wie gestalten sich die Proben eines Ensemble-Stücks während der Corona-Pandemie?
Bei einem Ensemble-Stück, das davon lebt, dass alle Darsteller*innen gleichzeitig auf der Bühne stehen, ist das natürlich schwierig. Mit der Planung begonnen hat das Regie-Team bereits letzten November, Ende Januar sind die Proben gestartet. Aufgrund der geltenden Abstands- und Hygiene-Regeln in der Akademie erfolgten diese anfangs nur einzeln oder in kleinen Gruppen. Sie fanden im Opernstudio statt; hier war Vorstellungskraft gefragt, denn im Palast des Lächelns geht es vor allem um den Raum – den Silbersaal.  Die Archäolog*innen-Truppe sucht dort nach verborgenen Geistern und findet nach und nach Klänge, aus denen frühere Musikstücke wiederaufleben. Was wegfallen und durch andere inszenatorische Mittel ersetzt werden musste, sind die Gruppen-Szenen. Für die Endproben zog das Team dann ins Deutsche Theater um.

Wie hat sich die Besetzung auf die Produktion vorbereitet?
Für die Vorbereitung auf das Projekt hat Benjamin Truong sich gemeinsam mit Katharina Engel und Anna Hirsch (Musikalische Leitung) quer durch die (musikalische) Geschichte des Deutschen Theaters gehört und gelesen. Der Silbersaal ist ein historischer Raum, über den sich der Regisseur viele Inspirationen holen konnte. Das Dreier-Team pickte bekannte Songs, Solos und Gruppenstücke heraus und orientierte sich an größeren historischen Ereignissen des Theaters, wie z.B. dem Gründungsjahr 1896, dem Auftrittsverbot von Josephine Baker oder der Ballsaison als wiederkehrendes Event. Vereinzelt sind auch aktuelle Songs dabei. Die Auswahl der Stücke hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nicht geändert, Tobias Auner, der aus dem urbanen und zeitgenössischen Tanz kommt, hat aber beispielsweise moderne Choreographien zu den bereits bekannten klassischen Songs entwickelt.
Hat das Deutsche Theater der Produktion Vorgaben gemacht? Fast gar nicht, es sollen natürlich Musik, Tanz und Sprache vorkommen, aber es musste kein klassisches Musical werden.

Doch leider …
Am Ende der Probenzeit erreichte das Team noch eine traurige Nachricht: Da sich die Corona-Lage nicht entspannt hat, können die Vorstellungen nicht gespielt werden - einzig die Premiere am 6. März wird vor der Prüfungskommission stattfinden. Dankbar ist das Team dem Deutschen Theater, denn obwohl selbst die Premiere nicht vor Publikum aufgeführt werden kann, durften sie eine ganze Woche im Silbersaal proben und das Equipment für sich nutzen.

„Es ist wirklich frustrierend. Auch wenn es unter den aktuellen Umständen leider absehbar war. Aber mit dieser Produktion trifft es uns jetzt schon zum zweiten Mal und das ist wirklich sehr traurig. Trotzdem ist das ganze Team sehr professionell: Wir versuchen motiviert zu bleiben und das Stück mit vollem Einsatz bis zur internen Premiere zu Ende zu bringen", sagt Katharina Engel.

Wir wünschen Toi toi toi!

 

Entfällt vor Publikum: Palast des Lächelns

Inszenierung Benjamin Truong
Musikalische Leitung und Arrangement Anna Hirsch
Bühne und Kostüme Esther Abdelghani
Dramaturgie Katharina Engel
Choreographie Tobi Auner
Musikalische Einstudierung Christoph Weinhart
Regieassistenz und Abendspielleitung Kilian Bohnensack
Künstlerische Produktionsleitung Matthias Gentzen
Technische Produktionsleitung Stefan Wintersberger

Mit Marco Beck, Manuel Grabowski, Larissa Hartmann, Vanessa Heinz, Jacob Hetzner, Julia Taschler und Klaudia Zajac
Musiker*innen Julia Taschler (Piano), Klaudia Zajac (Piano) und Anton Roters (Violine)

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