Die Theaterakademie bekennt sich zur Bayerischen Erklärung von "Die Vielen"

BAYERISCHE ERKLÄRUNG DER VIELEN

Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt

Als Aktive der Kulturlandschaft in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. Jede*r Aktive der Kulturlandschaft in Bayern trägt eine besondere Verantwortung. Hier wurde die Nationalsozialistische Bewegung gegründet. München war deren Hauptstadt und Parteizentrale der NSDAP. Bayreuth führte die Nazis und das Großkapital im Rahmen der Richard-Wagner-Festspiele zusammen. Der Obersalzberg wurde zum zweiten Regierungssitz des Dritten Reichs und Nürnberg der Aufmarschplatz der Reichsparteitage. Das Haus der Deutschen Kunst war der Tempel der germanischen Leitkultur, während gleichzeitig in Dachau der Prototyp des Konzentrationslagers entwickelt wurde. In diesem Land wurde die eine Kunst als entartet diffamiert, während die andere Kunst zu Propagandazwecken missbraucht wurde und die Reichskulturkammer
Berufsverbote legitimierte. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil. Andere verschlossen die Augen, wurden zu Nutznießer*innen oder zu willfährigen Diener*innen des unmenschlichen Systems, in beiden Gruppen auch viele Künstler*innen.

Heute begreifen wir Kunst und ihre verschiedenen Einrichtungen wie Museen, Theater, Konzerthäuser, Clubs
in urbanen oder ländlichen Räumen als Orte, die Vielen gehören, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung oder Weltanschauung. Die Versammlung heterogener Individuen bereichert unsere
plurale Gesellschaft. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander.

SOLIDARITÄT STATT PRIVILEGIEN. ES GEHT UM
ALLE. DIE KUNST BLEIBT FREI!

Demokratie heißt in diesem Sinne, ihre Ausgestaltung und unser Zusammenleben täglich neu zu verhandeln. Die Voraussetzung hierfür: es geht stets um Alle, um jede*n Einzelne*n als Abbild der vielen Möglichkeiten. Rechter Populismus steht Akteur*innen einer solchen gesellschaftlichen Vision feindlich gegenüber, wenn er Veranstaltungen stört oder behindert, versucht in Spielpläne
oder Programme einzugreifen, gegen die Freiheit der Kunst polemisierend antritt und an einer Renationalisierung der Kultur arbeitet.

Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sind Teil der alltäglichen Erfahrungen. Verächtlicher Umgang mit der Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft, mit Menschen auf der Flucht, die unsere Hilfe benötigen, mit Künstler*innen, die versuchen, die Phänomene ihrer Zeit aufzuzeigen, kann nicht geduldet werden. Dieses Bündnis will nicht nur die Symptome bekämpfen, sondern durch die Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen sich diesen Phänomenen entgegenstellen und sich für die Freiheit der Menschen, des Denkens und
insbesondere für die Freiheit der Kunst stark machen. Wir, die Unterzeichnenden der Bayerischen Kunst-, Kultur und Theatereinrichtungen und Interessensverbände, bekennen uns zur Vielfältigkeit unserer Gesellschaft und leben diese in unseren Institutionen. Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen einen offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechtspopulistische Strategien. Sie gestalten diesen Dialog sowohl mit den Mitwirkenden, als auch mit ihrem Publikum, in der Überzeugung, dass sie als beteiligte Häuser, Vereine, oder Gruppen den Auftrag haben, unsere Gesellschaft in einem demokratischen Sinne fortzuentwickeln.

  •  Die Unterzeichnenden bieten kein Podium für völkischnationalistische Propaganda.
  •  Wir wehren die Versuche ab, Kulturveranstaltungen für rechtsnationale Zwecke zu instrumentalisieren.
  •  Wir, die Unterzeichnenden, verbinden uns solidarisch mit all den Menschen, die durch rechte Ideologien an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden sollen.

Selbstverpflichtung – Bayerische Erklärung

Unterzeichner*innen sind Kultureinrichtungen, Kunstinstitutionen, ihre Interessenvertretungen oder Verbände sowie freie Künstler*innen und in der Kultur Tätige.
2. Mit der Unterzeichnung erklären sich die Leitungspersonen oder das Leitungsteam bereit, den Text dieser Erklärung innerhalb der eigenen
Organisation unter Mitarbeiter*innen, Ensemblemitgliedern, Kurator*innen, Publikum und Besucher*innen bekannt zu machen und auch zur
Diskussion zu stellen.
3. Die Erklärung wird auf der Internetseite, im Programmheft, als Aushang im Foyer u.v.m. veröffentlicht.
4. Die unterzeichnenden Kultureinrichtungen werden auf der Homepage www.dievielen.de sichtbar gemacht. Eine Verlinkung ist gewünscht.
5. Die golden-glitzernde Rettungsdecke, das Symbol der Vielen, soll, je nach Corporate Design der Einrichtung, Anwendung im Zusammenhang mit der Erklärung finden – ob als Fahne, Layout-Hintergrund, als Icon oder golden hinterlegte Schrift (Tool-Kit wird bereit
gestellt).
6. Die Termine der Informationsveranstaltungen, Gespräche und Aktivitäten im Sinne der vier oben genannten Handlungsebenen der Erklärung werden gemeinsam über www.dievielen.de kommuniziert.
7. Im Rahmen der eigenen Pressearbeit werden die Erklärung und die Kampagne veröffentlicht. Aktivitäten wie das Hissen der goldenen Rettungsdecke an den verschiedenen Kulturorten werden selbstständig realisiert und gemeinsam organisiert.
8. Die Kampagne zur Erklärung der Vielen hat regionalen Charakter und wird über regionale Zusammenschlüsse von Kultureinrichtungen als „Münchner, Berliner, Dresdener u.v.m. Erklärung der Vielen" bundesweit verbreitet.
9. Neben den unterzeichnenden Kultureinrichtungen können auch Einzelpersonen und Künstler*innengruppen ihre Zustimmung als Unterstützende per Mail an unterstuetzung@dievielen.de erklären.
10. Die unterzeichnenden Einrichtungen beteiligen sich aktiv an bundesweiten Kampagnen. Diese Kampagnen können beispielsweise die Teilnahme an Demonstrationen, das Planen von Dialogforen oder die Partizipation an einer „Woche der Vielen" umfassen.
11.Die Unterzeichnenden verpflichten sich zu gegenseitiger Solidarität mit Kultureinrichtungen und Akteur*innen der Künste, die durch Hetze oder Schmähungen unter Druck gesetzt werden.

 

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