Das Thema des Festivals war dieses Jahr IN-BETWEEN TIME. Es ging dabei um die Krisen der heutigen Zeit und wie wir als Avantgarde die Zukunft auf eine kreative Art und Weise formen können. Für die Teilnehmer standen vier Workshops zur Wahl: "In Defense of Truth: Re-reading Brecht and Foucault", "Refuges of Diversity: Theatre in between Immersion and Representation", "Speaking, Breathing, Moving" und "Politics of Voice and Music". Ich entschied mich für den Workshop "Speaking, Breathing, Moving" mit den niederländischen Dozierenden Berbke Hermans und Jan van Opstal.
Alle WorkshopteilnehmerInnen wurden in einer Jugendherberge untergebracht, welche vom Hauptbahnhof in ca. 5 Minuten erreichbar war. Beim Check-In konnte man sich für eineN gleichgeschlechtlicheN ZimmergenossIn entscheiden.
Das Festival begann für uns am Donnerstag, den 6. September: Im Dampfgebläsehaus wurde der Festivalcampus vom Campusteam – unter anderem Dr. Philipp Schulte und Carla Gesthuisen – eröffnet. Nach dem Dinner hörten wir im Third Space eine Lesung von Bini Adamczak ("Beziehungsweise Revolution") und sahen in der Turbinenhalle eine Performance, unter der Leitung von Elliott Sharp ("Filiseti Mekidesi").
Am Freitag ging es im Dampfgebläsehaus mit den Workshops los. Ich entschied mich für Speaking, Breathing, Moving und ich freute mich, dass meine Zimmergenossin aus Krakau den gleichen Workshop gewählt hatte. Berbke Hermans und Jan van Opstal unterrichten beide an der Schauspielakademie Toneelacademie in Maastricht. Hermans ist Dozentin für Sprechen und Stimme und van Opstal ist Dozent für Physical Theatre und Tanz. In dem sechsstündigen Workshop erhielten wir Einblicke in die Viewpoint Technik, ins Suzukitraining und die Maastricht Method. Wir lernten die Künstlerische Direktorin Stephanie Carp kennen und fuhren am Abend zu einem Konzert von Sophie Kennedy nach Essen. Danach sahen wir eine Dokumentation von Yony Leyser ("Queercore: How to punk a Revolution") im Third Space.
Am Samstag verlegten die Dozierenden den Workshop nach draußen, um uns die Techniken in einer anderen Umgebung näherzubringen. Später saßen wir in der Turbinenhalle in einem Forum zum Thema „Training for the Future", in dem mehrere AktivistInnen, FuturologInnen, GruppenpsychologInnen und AutorInnen uns alternative Zukunftsszenarien vorstellten. Da der Samstagabend der letzte Abend war, wurden ein Konzert ("Boiband") und eine Queerparty veranstaltet, wofür dann auch Kostüme und Schminke zur Verfügung gestellt wurden.
Am letzten Tag fuhren wir nach Dinslaken, um eine Performance von Theatre Rites ("Welcoming Party") zu sehen. In der Performance wurde die Reise eines Flüchtlings von der Heimat bis ins bürokratische Deutschland veranschaulicht. Zum Abschluss tauschten wir unsere Eindrücke und Erfahrungen der letzten Tage aus und aßen anschließend zusammen Pizza.
Schon beim Emailaustausch mit Carla Gesthuisen fiel mir auf wie nett und offen die Mitarbeitenden der Ruhrtriennale waren. Dieser Eindruck verfestigte sich während meiner vier Tage in Bochum. Die Unterkunft war gut gelegen, im sogenannten „Bermudadreieck" und sehr zentral und wir haben jeden Tag ein Mittagessen spendiert gekriegt.
Gut gefiel mir die Dokumentation von Yony Leyser am Freitagabend, in der ich mehr über die Entstehungsgeschichte der Punk- und Queerszene lernte. Schön war auch, dass unter den TeilnehmerInnen nicht nur SchauspielstudentInnen waren, sondern auch Dramaturgie-, Regie- und TheaterwissenschaftsstudentInnen. Das Angebot an Workshops, Performances, Konzerten, Foren und Lesungen war breit gefächert. Allerdings fand ich persönlich die meisten Veranstaltungen und den Workshop eher mittelmäßig. In dem Workshop versuchte man drei Techniken innerhalb von zwei Tagen vorzustellen. Es wäre schöner gewesen, mehr Zeit zu haben, um etwas tiefer in die Methoden einzutauchen. Dadurch, dass wir insgesamt nur 10 Stunden für den Workshop hatten, haben wir von den Dozierenden nicht viel Zeit bekommen, um zu experimentieren und uns in den Methoden zu finden bzw die Methoden für uns nahbar zu machen. Wir haben leider nur an der Oberfläche gekratzt und um die Methoden zu vertiefen müsste man sich privat mit den Inhalten auseinandersetzen.
Mein Fazit zur Ruhrtriennale in Bochum: Ich hatte eine schöne Zeit dort und lernte neue und interessante Menschen kennen. Dennoch habe ich von den Workshops mehr erwartet.