Bauen für "Die Arabische Nacht"

Noch sind es weit über zwei Monate bis zur Premiere der Musiktheaterproduktion Die arabische Nacht am 15. Juni in der Reaktorhalle. Doch die Vorarbeiten dafür laufen bereits auf Hochtouren: Bereits Anfang März fand dafür die Bauprobe statt. Hier gibt's einige Impressionen davon!

Sie ist einer der wichtigsten Termine innerhalb des Entstehungsprozesses jeder Theaterproduktion: die Bauprobe. Noch weit vor Probenbeginn kommen das Produktionsteam, die technische Abteilung und im Musiktheater natürlich auch die musikalische Leitung einer Produktion zusammen, um gemeinsam das Bühnenbildkonzept zu besprechen. 

Doch nicht nur das: Mit provisorischen Materialien wird das Bühnenbild bereits angedeutet und teilweise tatsächlich gebaut. So kann in einer Arbeitsprobe herausgefunden werden, was bisher nur im Modell, in Entwürfen und technischen Zeichnungen sichtbar war: Funktioniert das bisherige Konzept so? Wie harmonieren die Proportionen im Raum? Lässt sich wirklich alles so realisieren, wie es bisher geplant war?

Im konkreten Fall von Die arabische Nacht stellen sich jedoch noch weitere Fragen: Regisseur Balázs Kovalik und seine Bühnen- und Kostümbildnerin Angelika Höckner haben sich entschlossen, den Raum der Reaktorhalle zu "drehen": Wo normalerweise die Zuschauertribüne ist, wird bei Christian Josts Oper die Spielfläche für die Sängerinnen und Sänger sein. Die Zuschauerreihen sind gegenüber auf dem abgesenkten Bühnenboden angeordnet. "Wir wollen einen außergewöhnlichen Raumeindruck schaffen", sagt Balázs Kovalik zu seinem Konzept. "Das Stück spielt in einem Hochhaus, und das wollen wir auch dem Publikum vermitteln – ohne ein realistisches Hochhaus abzubilden."

Wo also im Normalfall das Publikum von einem ansteigenden Auditorium aus auf die Bühne blickt, wird bei 
Die arabische Nacht der Blick des Zuschauers eher nach oben gelenkt. Ob bei einer solch ungewöhnlichen Konzeption eine freie Sicht von allen Plätzen gewährleistet werden kann, muss bei der Bauprobe überprüft werden.


Und dann natürlich der musikalische Seite: Wo und vor allem wie werden die Musiker des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz positioniert? Schließlich müssen auch platzraubende Instrumente wie Vibraphon, Marimba, Celesta und Klavier in der verhältnismäßig kleinen Reaktorhalle untergebracht werden. Dirigentin Eva Pons legt selbst Hand an: Aus Papier hat sie die Grundrisse einiger voluminöser Instrumente ausgeschnitten und platziert sie im Orchestergraben, der auch gleich auf verschiedene Höhen gefahren wird. Wie wird der optimale, gewünschte Klang erzeugt? Wie bleiben die Musiker in Kontakt mit den Sängern auf der Bühne? Und wieder die Frage: Wie lassen sich Sichtbehinderungen fürs Publikum vermeiden?

Aber das Wichtigste: Was eigentlich wird es auf der Bühne zu sehen geben? 
Die arabische Nacht ist die Adaption eines Theaterstücks des Dramatikers Roland Schimmelpfennig, das von den Bewohnern eines Hochhauses in der Hitze einer heißen Sommernacht erzählt. Immer surrealer wird das Szenario – bis schließlich nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterschieden werden kann.

Die 
Bühnen- und Kostümbildnerin Angelika Höckner hat dafür einen roten Bühnenraum entworfen, der Assoziationen zu Wüste und Hitze weckt. Einzelne Versatzstücke verweisen einerseits auf das urbane Hochhaussetting, andererseits auf die märchenhaften Elemente, die aus 1001 Nacht entsprungen zu sein scheinen. Ein vieldeutiger und atmosphärischer Bühnenraum soll entstehen: fantasievolle Assoziationsfläche einerseits und dennoch ein praktikabler Bühnenraum, der die Sängerinnen und Sänger im Spiel unterstützt.

Und nun? Wird das Bühnenbild in den Werkstätten der Theaterakademie gebaut. Wie es am Ende aussieht, können Sie selbst überprüfen. Ab 15. Juni in der Reaktorhalle!

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