Auf den Spuren von L’Ancêtre – Fund II: Die Bienen sind los!

Das Thema Bienen ist zurzeit in aller Munde. Als Symbol für bedrohte Tierarten zieren die kleinen Honigsammlerinnen etliche Plakate und auch auf dem Titelmotiv unserer Oper "L’Ancêtre" wimmelt es nur so von ihnen. Doch was haben Bienen denn mit einer Oper zu tun? Im zweiten Teil unserer Ausgrabungen zu "L’Ancêtre" beschäftigen wir uns diese Woche mit dem Thema Bienen – derzeit brandaktuell und doch bereits seit 3000 Jahren ein Symbol des ewigen Lebens und der Hoffnung...

Die Bienen in der Musik Saint-Saëns'

In unserer Oper L'Ancêtre spielt die Biene ebenfalls eine symbolische Rolle und steht in ihrer Ambivalenz für Naturidylle und Bedrohlichkeit der Natur zugleich.

Bienen, meine kleinen Schwestern,
wacht auf und summt los!
O ihr, die ihr im Hauch des Windes vorüberfliegt,
eure harte Arbeit ist voller Unschuld;
Der Mensch hingehen ist eher bereit sich
an Zorn und an Blut zu berauschen.

So besingt der Eremit Raphaël zu Beginn des 1. Aktes seine Bienen, als er sie zum Honigsammeln ausschickt. Auch musikalisch sind sie zu hören: Die Luft scheint vom Summen der fleißigen Arbeiterinnen erfüllt. Gleichzeitig stellt der Eremit die Grausamkeit der Menschen heraus, die nicht wie die Bienen arbeitsam und brav gemeinsam leben können. Ein Vergleich, der die Menschen besonders im 18. und 19. Jahrhundert fasziniert hat und unter Napoleon I. von besonderer Bedeutung war.

Napoleon und seine Bienen

Die Handlung von L'Ancêtre spielt eben zu jener Zeit, als Napoleon I. Kaiser war; die Wahl des Bienensymbols war daher mit Sicherheit kein Zufall. Bereits die Merowinger präsentierten im Mittelalter die Biene als Zeichen für Loyalität und eine natürliche, monarchistische Ordnung. Napoleon, der auf Korsika geboren wurde, entstammte keinem altehrwürdigen Adelsgeschlecht und musste deshalb seine Regentschaft auf anderem Wege legitimieren und vor allem propagieren. Das ging besonders gut mit Symbolen, die jeder im Volk verstand: Wappentieren. Die Biene war dabei ein Zeichen für einen natürlichen Verbund, der demokratisch miteinander lebte und gleichzeitig durch eine Biene angeführt wurde – ein perfektes Bild, wenn man wie Napoleon die Alleinherrschaft anstrebt. Final schaffte es dann aber doch der Adler zum Wappentier, da man seit einiger Zeit wusste, dass die anführende Biene eine Bienenkönigin und gar kein König war. Und mit einer Bienenkönigin konnte sich Napoleon natürlich nicht gleichsetzen. Trotzdem finden sich die arbeitssamen Insekten in diversen Darstellungen des Kaiser – die berühmteste ist mit Sicherheit der bienenübersäte Krönungsmantel, der auf zahlreichen Porträts zu sehen ist.

Über Menschen und Bienen

Die alles anführende Bienenkönigin zeigt dann wiederum eine weitere Parallele zu L'Ancêtre auf: Auch hier bestimmt die Ahnin Nunciata das Geschehen auf der Insel. Als sie dem Waffenstillstand nicht zustimmt und ewigen Hass schwört bricht die Fehde erneut los und bestätigt, was der Eremit Raphaël über Menschen und Bienen philosophiert:

Die Menschen sind böse.
Ist es nicht so, meine kleinen Schwestern,
dass das Leben mehr Süße
auf dem Jasmin und dem Heidekraut bereit hält?

Wir hoffen, dass die Bienen in Zukunft nicht nur noch auf der Opernbühne zu bestaunen sind und es auch noch die nächsten hundert Jahre auf und jenseits der Bühne summt und brummt!

Nun bleibt noch die Frage, wie wir die symbolträchtigen Tierchen auf die Bühnen bringen – doch hier hören wir nun auf zu graben. Lasst euch überraschen! Ab dem 20. März 2019 könnt Ihr euch selbst ein Bild machen, welche Bedeutung die Bienen in unserer Musiktheaterproduktion L'Ancêtre haben.

Mehr Infos und Tickets gibt es hier.

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