An jedem Akademietag werden alle Studierenden von ihren Unterrichten freigestellt, um sich gemeinsam mit renommierten Gästen einem übergeordneten Thema zu widmen. Im Zentrum stehen dieses Semester Grenzen und Grenzüberschreitungen. Eine Thematik, die nicht nur im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingskrise an Brisanz gewonnen und dem Theater neuartige politische Positionierung abverlangt hat, sondern, ganz allgemein, eine der Grundfragen künstlerischer Prozesse miteinschließt, denn: „Über Grenzen gehen und die Überschreitung zum Inhalt künstlerischer Diskurse machen“ sind „transgressive Prozesse wie sie vor allem der Kunst eigen sind“, so Hans-Jürgen Drescher, Präsident der Theaterakademie, der den Tag mit einer Eröffnungsrede einleiten wird.
Fremdheit als Bedingung, Ressource und Herausforderung der modernen Gesellschaft ist das Thema der Keynote von Dr. Julian Müller vom Soziologie-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, die sich mit Fremdheit als Potential für moderne Gesellschaften auseinandersetzen wird. Im Anschluss daran hält Sophie Diesselhorst, Redakteurin bei nachtkritik.de einen Vortrag mit dem Titel Refugees (not) welcome (anymore)!? – Theater und „Willkommenskultur“, in dem sie die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen seit dem Sommer 2015 kritisch beleuchten wird.
Einen intimeren Diskussionsrahmen bieten die daran anschließenden Tischgespräche mit Wilfried Schulz (Intendant Staatsschauspiel Dresden 2009-2016, seit 2016/2017 Schauspielhaus Düsseldorf), Dimitrij Schaad (Schauspieler am Maxim Gorki Theater), Amahl Khouri (Regisseurin und Mitglied des Open Border Ensembles) und Moritz Schleissing (Produktionsleiter Open Border Ensemble) sowie Anja Sczilinski (Künstlerische Leiterin JUNGES RESI und Regisseurin) und Mehdi Moradpour (Autor; u.a. Mumien. Ein Heimspiel, Türme des Schweigens), moderiert von Studierenden der Theaterakademie August Everding.
Damit die Kunst bei den vielen Diskussionsmöglichkeiten nicht zu kurz kommt, wird außerdem die performative Installation Das System ist kriminell, der Staat zum Feind des Menschen geworden, die sich mit den Themen Bürokratie, Sprachbarrieren und struktureller Diskriminierung auseinandersetzt, von vier Schauspiel-Studierenden vorgestellt werden.
Vorträge und Tischgespräche, Theorie und Praxis, Studierende und Profis – der 19. Januar steht ganz im Zeichen von Grenzüberwindungen.
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