Masken auf der Bühne sind immer ein Eyecatcher. Noch spannender wird es jedoch, wenn diese von einem Sänger getragen werden und plötzlich Parameter wie Akustik ins Spiel kommen. Genau mit dieser Schwierigkeit sahen sich unsere Studierenden aus dem Studiengang Maskenbild – Theater und Film konfrontiert. Die Aufgabe dieses Semester im Modul "Maskengestaltung II": einen Eselskopf für die Rolle Bottom aus Brittens Oper A Midsummer Night's Dream entwerfen. Eine Herausforderung – für Sänger*innen und Maskenbildner*innen gleichermaßen. Zusätzlicher Ansporn: Obwohl jede*r Studierende einen ganz eigenen Kopf kreiert, wird am Ende nur ein einziger auch auf der Bühne zu sehen sein. Wir wollten mehr über die Arbeit an den Köpfen wissen und haben daher mit einer gesprochen, die es wissen muss: Sofia Däumler, Maskenbild-Studentin im zweiten Bachelor-Jahrgang und eine unserer Eselsschöpferinnen.
Worauf muss man bei der Arbeit an den Eselsmasken besonders achten? Gibt es irgendetwas Grundlegendes, was die Arbeit an den Köpfen von anderen Arbeiten unterscheidet?
Sofia: Da der Eselskopf von einem Sänger getragen wird, ist natürlich vor allem wichtig, dass die Akustik nicht gestört wird und er durch die Schnauze hindurch sehen kann, ohne dass das Gesicht des Darstellers fürs Publikum erkennbar ist. Für den optischen Eindruck achten wir auch darauf, dass eine physiognomische Harmonie zwischen dem Kopf eines Esels und dem Körper eines Menschen entsteht.
Wie ist die Arbeit mit den Sänger*innen? Steht Ihr in Kontakt zu Gabriel oder könnt Ihr relativ frei arbeiten und müsst Euch kaum bis gar nicht nach den Sänger*innen richten? Bekommt Ihr „Anweisungen", was Ihr ändern müsst?
Sofia: Wir standen von Anfang an in Kontakt mit Gabriel. Um den Eselskopf genau auf ihn passend anzufertigen, haben wir einen Kopfabdruck von ihm genommen und jeden weiteren Schritt – wie das Modellieren und das spätere Anpassen des Kopfes – an einer daraus gegossenen Gipsbüste vorgenommen. Bei den fertigen Eselsköpfen haben wir dann durch Anproben mit Gabriel selbst noch kleinere Änderungen vorgenommen, um den Tragekomfort zu erhöhen und um zu prüfen, dass weder Akustik noch Blickfeld eingeschränkt sind.
Die Köpfe sehen ja auf den ersten Blick recht realistisch aus. Wie kann man sich da trotzdem oder erst recht künstlerisch austoben? Wie setzt Ihr da persönliche Schwerpunkte? Wie unterscheiden sich die einzelnen Esel voneinander?
Sofia: Trotz der Herausforderung, den Esel so naturgetreu und realistisch wie möglich darzustellen, hat jeder von uns von Grund auf eine eigene Handschrift beim Modellieren. Und vor allem wenn es dann um die Auswahl des Fells und dessen Farbgestaltung geht, bekommt jeder der Eselsköpfe am Ende einen ganz eigenen Charakter.
Wie lange habt Ihr insgesamt an einem Kopf gearbeitet? Also vom ersten Entwurf über die Konzeption bis hin zum fertigen Endergebnis?
Sofia: Mit der Arbeit begonnen haben wir im Oktober, indem wir gemeinsam auf den Gnadenhof Gut Streiflach gefahren sind und direkt vor Ort zeichnerische Studien der Esel angefertigt haben. In der Folge haben wir uns dann durch das Modellieren eines kleineren Kopfes an die für Esel typische Physiognomie herangetastet und das dann in Lebensgröße umgesetzt. Schließlich haben wir einen finalen Eselskopf aus einem durch Hitze verformbaren Plastikgitter hergestellt, den wir mit Fell überzogen haben. Es war also ein Entstehungsprozess mit einiger Vorarbeit und vielen Arbeitsschritten, bis unsere fertigen Eselsköpfe jetzt auf der Bühne stehen können.
Wenn Sie nun mindestens so gespannt sind auf das Endergebnis wie wir, dann statten Sie uns doch ab 18. März einen Besuch ab. Dann nämlich feiert A Midsummer Night's Dream Premiere im Prinzregententheater. Weitere Termine, Infos und Karten gibt es hier.
Das Interview führte Angelika Meyer-Speer.