Angelegt als akademieinternes Studiengangsprojekt des 2. Semesters Dramaturgie, wird unser Dokumentartheaterstück "Saving the Lemmings" jetzt plötzlich sehr öffentlich. Uns sieben Dramaturgie-Studentinnen wurde letzten Februar die Aufgabe gestellt (unterstützt durch Kevin Rittberger und Sebastian Linz als externe Mentoren) zu dem gegebenen Thema „Syntegrity“ bzw. „Allmende“ eine theatrale Umsetzung zu finden und diese durchzuführen.
Nach ausgiebiger Recherchearbeit und vielen geführten Interviews wurde langsam klarer, wohin die Reise gehen könnte: Zu einer Flughafenbesetzung durch militante Öko-Stewardessen, die alle Widersprüche in sich vereinen und gleichzeitig sehr ernsthaft für eine gesellschaftliche Veränderung eintreten - in High Heels und mit mehr als einem Augenzwinkern. Auch wurde uns klar, dass innerhalb der kurzen uns verbliebenen Zeit (knapp drei Wochen hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch) kein Schauspieler so tief in das Thema einsteigen konnte wie wir es schon getan hatten. Deshalb standen wir letztendlich tatsächlich in unserem Stück selbst als Performerinnen auf der Bühne! Ein außergewöhnliches Erlebnis für die normale Dramaturgin, die doch meist ihre Bühnenauftritte auf Einführungsvorträge, Publikumsgespräche und Meldungen über krankheitsbedingte Ausfälle reduziert (hier sollen natürlich auch die Dramaturgen mit eingeschlossen sein).
Doch erst einmal Bühnenluft geschnuppert, waren wir alles andere als abgeneigt, die Einladung von Kevin Rittberger anzunehmen: Er lud uns sieben als Gäste in das Theater Basel ein, um bei seiner Lecture- und Performance-Reihe "Community in Progress" teilzunehmen: Zur Auftaktveranstaltung "There is such Thing as Society" am 13. November 2015. Gleich nach unserer Vorstellung als Lemminge in München machten wir uns, noch ganz aufgeregt und auch ein bisschen stolz, an die Vorbereitungen für Basel.
Da ein Lemming leider aufgrund eines Auslandssemesters in Australien nicht mitkommen kann, mussten wir überlegen, wie mit der schmerzliche Lücke in unserem Kollektiv „New Neon Deal“ (den Namen dachten wir uns erst für Basel aus) umzugehen ist. Wir sahen nach ausführlichen Überlegungen und Diskussionen ein, dass das Einfliegen unseres fehlenden Lemmings vom anderen Ende des Welt aus zu umweltschädlich für unsere Mission wäre und nahmen deshalb eine Schauspielerin aus dem Baseler Ensemble in unser Team auf.
Das große Foyer im Theater Basel bietet ganz andere räumliche Möglichkeiten und Herausforderungen als unser kleines, beschauliches Akademiestudio, sodass wir unser Raumkonzept modifizieren mussten. Und natürlich musste auch der finanzielle und personelle Rahmen mit dem Theater Basel und mit der Theaterakademie geklärt werden. Reisebuchungen, Korrespondenzen mit den technischen Abteilungen, neue Interviews (für die Schweiz sind natürlich ganz andere alternative Initiativen interessant als für das Münchner Publikum)… und natürlich Wiederaufnahmeproben!
Viel Arbeit, doch eine spannende Aufgabe für unser Kollektiv inklusive „Konsensfisch“. Wir werden Grüße aus Basel schicken!